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Nachhaltiges Drucken: Warum Print oft grüner ist, als Sie denken

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Thomas Masselink

Geschäftsleitung Vertrieb & Marketing

Am 13. Mai 2025 durfte ich im Rahmen unserer „Wissenshappen“-Reihe einen kurzen Vortrag zum Thema nachhaltiges Drucken halten. Ursprünglich war das als interner Impuls gedacht – doch schnell zeigte sich, dass das Thema nicht nur bei den Besucherinnen und Besuchern auf großes Interesse stieß, sondern auch bei meinen Kolleginnen und Kollegen im Betrieb.

Selbst im eigenen Team hörte ich im Anschluss Sätze wie: „Das wusste ich so noch gar nicht.“ – Und genau das hat uns dazu bewegt, die Inhalte aufzubereiten und öffentlich zugänglich zu machen.

Denn wenn selbst in einer Druckerei noch nicht alle Details zur ökologischen Wirkung von Papier, Druckprozessen und digitalen Alternativen bekannt sind, dann lohnt es sich umso mehr, dieses Wissen mit allen zu teilen, die sich für das Thema interessieren.

Im folgenden Beitrag lade ich Sie deshalb ein, einen genaueren Blick auf das Thema nachhaltiges Drucken zu werfen – mit Fakten, Einordnungen und ganz praktischen Ansätzen. Ohne erhobenen Zeigefinger, aber mit dem Ziel, mehr Klarheit zu schaffen. Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre – und vielleicht entdecken auch Sie dabei noch etwas, das Sie bisher nicht wussten.

Nachhaltigkeit von gedruckten Informationen

Als Druckerei vervielfältigen wir Wissen – egal ob wir unter Wissen eine Zeitschrift, eine Preisliste oder einen Produktflyer verstehen. Und naturgemäß vervielfältigen wir Wissen unter Einsatz von Papier.

Druckprodukte sind in letzter Zeit in Verruf geraten, nicht nachhaltig zu sein, weil große Lebensmittelkonzerne vor 2 Jahren mit großem Werbeaufwand verkündet haben, sie würden aus Nachhaltigkeitsgründen auf gedruckte Werbebeilagen verzichten. In Wirklichkeit war das nicht aus Nachhaltigkeitsgründen, sondern aus Kostengründen. Seitdem hält sich das Gerücht, Print sei nicht nachhaltig – wohingegen uns das „Konkurrenzprodukt“ nämlich die digitale Verbreitung von Wissen, oftmals als nachhaltig verkauft wird.

Worauf gründet sich eigentlich die Vorstellung, gedruckte Informationen seien nicht nachhaltig? Es geht nicht darum, dass eine Druckerei zu viel Strom verbraucht oder die Spedition für die Fracht zu viele Ressourcen schrotet. Der Vorwurf, Drucksachen seien nicht nachhaltig, richtet sich eigentlich ausschließlich gegen das Papier.

Die Papierherstellung verbraucht zu viele Ressourcen, allem voran Energie und Wasser, und außerdem verbraucht die Papierherstellung Unmengen an Holz.

Die Herstellung von Papier verbraucht heutzutage etwa 8,7 Liter Wasser pro kg Papier. Das klingt viel. Kaum jemand sagt, dass dieses Wasser zu 90% recycelt wird und in den natürlichen Wasserkreislauf zurückgeführt wird. Außerdem muss mal die Frage gestellt werden, wieviel Wasser ist das im Vergleich zu anderen Dingen?

In Deutschland liegt er pro Kopf Verbrauch an Papier bei 224-228 Kg pro Kopf pro Jahr, je nach Statistik. Bei rund 230 kg Papierverbrauch und 8,7 Liter Wasser pro kg verbraucht jede und jeder Mensch in Deutschland im Jahr etwa 2000 Liter Wasser für Papier.

Die Herstellung einer Jeans verbraucht im Schnitt 4x so viel. 1 Jeans = 8.000 Liter Wasser – allerdings mit Anbau der Baumwolle. Ein Computer 10x so viel, 20.000 Liter Wasser. Da sind 2.000 Liter pro Kopf und Jahr für die gesamte Papierherstellung relativ verträglich.

Aber darin ist nicht das Wasser enthalten, das die Bäume zum Wachsen brauchen.

Die Verwendung von Holz.

Papier macht man aus Holz. So entstehen in den Köpfen Bilder von wunderschönen, gerade gewachsenen Bäumen, die irgendwo ganz unschuldig im Wald stehen und vor sich hinwachsen, und dann kommt der böse Papiermann und mäht ganze Wälder ab, nur um sie dann zu schreddern, zu kochen und aus dem Brei Papier zu machen. So ist es nicht!

Um Papier herzustellen, kocht man Pflanzenfasern zu Brei – das stimmt. Diese Pflanzenfasern können theoretisch auch aus Gras oder Hanf sein, aber in der Praxis sind sie das noch nicht.

Tatsächlich verwendet man für die Papierherstellung größtenteils Holzfasern – auch bei sogenanntem holzfreiem Papier. Das ist nicht holzfrei. Eigentlich müsste es ligninfrei heißen. Lignin ist so eine Art natürlicher Kleber, der in den Zellwänden der Holzfasern für die Stabilität sorgt. Lignin vergilbt sehr schnell und stört deshalb in manchen Anwendungen. Weshalb man dann ligninfreies Papier verwendet. Weil sich aber unter „ligninfrei“ niemand etwas vorstellen kann, nennt man es holzfrei. – Obwohl es genauso aus Holzfasern hergestellt wird, wie holzhaltiges Papier.

Obwohl in fast jedem Papier reichlich Holzfasern verarbeitet sind, werden dafür keine Wälder geschreddert.

Man braucht für die Papierherstellung nicht unbedingt Frischfaser, also Fasern aus frisch geschlagenem Holz. Vielmehr besteht Papier aus Altpapier – ein wichtiger Rohstoff für die Papierherstellung.

Manche Papiere haben eher einen hohen Frischfaseranteil und andere haben eher einen hohen Altpapieranteil. Zeitungspapier besteht zu über 70 % aus Altpapier.

Weil Altpapier ein so wichtiger Rohstoff ist, gibt es in Europa und ganz besonders in Deutschland einen hervorragend organisierten Recyclingprozess für Papier. Und der Erfolg des Altpapierrecyclings liegt nicht nur im Einsammeln des Papiers, sondern vor allem in der hochwertigen Getrenntsammlung von Altpapier. Entsorger sortieren eingesammelte Altpapiere in bis zu 70 unterschiedliche Sorten, um sie an den richtigen Stellen wieder dem Herstellungsprozess zuführen zu können. Papier wird in Europa durchschnittlich 3,5-mal recycelt.

Man braucht für die Papierherstellung nicht unbedingt Frischfasern. Aber auch für die Frischfasern im Papier werden keine Wälder abgeholzt. Im Gegenteil, die Papierindustrie trägt dazu bei, dass Wälder geschaffen werden, um Holz zu nutzen. Und diese Wälder werden nicht künstlich bewässert. Also das Wasser, das die Bäume zum Wachsen brauen, fällt vom Himmel. Wälder dienen als Wasserspeicher.

Das Holz, das dann für die Papierherstellung genutzt wird, sind meistenteils Sägewerksabfälle aus der Holzindustrie oder sogenanntes Durchforstungsholz. In einem bewirtschafteten Wald werden junge Bäume zunächst sehr dicht gesät oder gepflanzt, damit sie sich gegenseitig schützen, z.B. gegen Sturm und, durch die Verschattung, gegen Austrocknung des Bodens. Wenn die Bäume größer werden, stehen sie in so dichten Reihen, dass den Stämmen die unteren Äste absterben, weil sie kein Licht bekommen. Und genau das ist der Plan, weil Äste im Brett hinterher Astlöcher ergeben.

Immer wenn die Bäumer größer werden, wird ausgelichtet, damit die stärkeren Bäume noch besser wachsen. Und diese rausgesägten Bäume, nennt man Durchforstungsholz. Das wird meistenteils für die Papierherstellung verwendet.

Ergo: Nur weil Papier aus Holzfasern hergestellt wird, ist das Produkt noch nicht weniger nachhaltig als ein e-Paper. Genauso könnte man sagen, ein Flachdach ist nachhaltiger als ein Spitzdach, weil es keine Holzbalken für den Dachstuhl braucht.

Die Behauptung, gedruckte Medien seien nicht nachhaltig, ist eine Behauptung, die vielfach auf Halb- bis Nicht-Wissen beruht, aber selten auf Fakten.

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Die Nachhaltigkeit von digitalen Medien.

Sind 35 oder 40 Menschen auf einem Fleck, sind da vermutlich auch 35-40 Mobilfunktelefone. Die müssen alle irgendwann an die Steckdose. Trotzdem arbeiten Büroangestellte zusätzlich jeden Tag an ca. 35-40 Rechnern, Notebooks oder Tabletts, die ebenfalls Strom verbrauchen.

Alles, was wir uns auf diesen Endgeräten ansehen, jede Google-Abfrage, jedes E-Book, jedes E-Paper, jede E-Mail, jede Webseite stammt aus einem Rechenzentrum – einem kleinen, wie unserem QUBUS-Rechenzentrum in einem einzigen Serverschrank oder aus irgendeinem großen, vielleicht im Silicon-Valley, in Irland oder sonst wo.

Rechenzentren verbrauchen enorm viel Energie für Rechnerleistung und für Kühlung. Die Rechenzentren in Deutschland haben 2020 etwa 3% des Gesamtstromverbrauchs in Deutschland verbraucht. 3 % nur für das Bereitstellen von Informationen. Dazu kommen die eben aufgezählten, zahlreichen Endgeräte, mit denen wir diese Rechenzentrumsleistung konsumieren – Handys, Tablets, Smart-TV, Rechner etc.

2020 ist lange her. Da gab es noch kein ChatGPT und Midjouney und Gemini und wie sie alle heißen. Gerade die Rechenzentren für KI produzieren irre viel Wärme, die erzeugt und wieder runtergekühlt werden muss – und das frisst Ressourcen.

Und dann glauben wir, Digitalisierung sei nachhaltig?

Sie ist in vielen Bereichen sinnvoll und notwendig, ja. Macht vielleicht sogar Spaß. Aber es geht bei der Digitalisierung nicht um Nachhaltigkeit. Wir digitalisieren, um effektiver zu sein. Mehr in derselben Zeit. Schneller – weiter – höher. Aber nicht um nachhaltiger zu sein. Sind wir dadurch auch nicht.

Zwei Zahlen: Eine einzige E-Mail ohne Anhang nur Text hat denselben CO₂ – Ausstoß, wie eine Plastiktüte, nämlich etwa 10 g. Wenn ich aber noch 2 Leute im cc habe, dann sind das schon 3 Plastiktüten. Und wenn von den 3 Leuten jeder die E-Mail noch einmal weiterleitet, dann sind das noch einmal 3 Plastiktüten.

Laut Statista werden weltweit jeden Tag 362 Milliarden E-Mails verschickt. Das ist eine 362 und neun Nullen dahinter. Und jede produziert 10 Gramm CO₂.

Was heißt das jetzt? Drucken, nicht drucken? Digital, nicht digital?

Manchmal ist es sinnvoll, etwas gedruckt zu verteilen auf Papier, zum Anfassen, mit Haptik, mit Geruch, mit Geräusch beim Umblättern, aber ohne Bluetooth und ohne W-Lan – so wie früher eben.

Und manchmal ist es sinnvoll etwas digital zu verbreiten, schnell, sofort präsent, gut zu durchsuchen und ohne Portokosten.

Und manchmal ist es sinnvoll, beides anzubieten.

Aber was immer wir davon tun, sollte sich nach dem Sinn oder Unsinn richten, nach dem Nutzen. Und nicht aus einem gefühlten Argument, die digitale Verbreitung sei nachhaltiger, weil dafür kein Baum gefällt wird. Die digitale Verbreitung ist oft billiger, ja das stimmt. Aber es kann ja nicht nur nach billig oder nicht gehen. Ich betanke mein Auto auch nicht mit Leitungswasser, nur weil das billig ist. Unsere Entscheidungen sollten schon einen Sinn ergeben und dem Zweck angemessen sein.

Ich würde mir aber wünschen, dass über die Nachhaltigkeit von digitalen Medien genauso viele Zahlen erhoben werden, wie über Drucksachen. Damit man wirklich mal entscheiden kann, was nachhaltiger ist.

Wie mache ich mein Druckobjekt nun nachhaltiger?

Die Betonung liegt auf nachhaltiger. Wirklich richtig nachhaltig wird es dadurch nicht, genauso wenig wie ein digitales Produkt wirklich nachhaltig ist. Unser ganzes Leben ist nicht nachhaltig. Trotzdem wollen wir es nicht aufgeben.

Provokant könnte ich sagen, Sie suchen Sie sich eine Druckerei, die möglichst viele Umweltzertifikate auf der Webseite hat, dann packen einfach den Blauen Engel auf Ihr Druckobjekt und alles ist schön.

So einfach ist es leider nicht.

Wenn Sie tatsächlich auf ihrem Produkt den Blauen Engel haben, das ist das schon sehr, sehr gut, weil man den eben nicht einfach so draufpackt. Der Blaue Engel ist das strengste Umweltzertifikat ist, das es in Deutschland und in der Druckindustrie gibt.

Was wir oft hören, ist aber: Hat Ihre Druckerei den Blauen Engel? Das ist der falsche Ansatz. Druckereien werden nicht mit dem Blauen Engel ausgezeichnet, sondern das Produkt. Die Druckerei kann nur Voraussetzungen schaffen, dass Ihr Produkt den Blauen Engel bekommen kann. Aber Ihr Produkt muss diese Voraussetzungen auch erfüllen. – Sie wollen ein schickes, schneeweißes Bilderdruckpapier, das kein 100% Recyclingpapier ist? – Kein Blauer Engel. Egal in welcher Druckerei. Sie wollen einen tollen Effekt mit UV-Lackierung auf dem Umschlag? Sieht wahnsinnig toll aus, ein echter Hingucker – aber kein Blauer Engel. In keiner Druckerei. Die Idee vom Blauen Engel ist nicht, die Druckerei zu gängeln, sondern ein umweltfreundliches Produkt zu zertifizieren. Und da müssen alle Beteiligten mitmachen. Das verpflichtet die Druckerei, nachhaltige Materialien zu verwenden, nicht nur beim Papier, sondern auch bei Farben, Lacken, usw.  Der Blaue Engel verpflichtet aber auch den Kunden ein umweltfreundliches Produkt zuzulassen. Und das beginnt schon ganz vorne in der Kreation.

Wenn eine Druckerei die Voraussetzung geschaffen hat, dass ein bestimmtes Produkt den Blauen Engel bei ihr bekommen kann, sind nicht alle anderen Druckprodukte aus dem Haus automatisch nachhaltiger als woanders.

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Wenn es Ihnen aber wirklich um Nachhaltigkeit geht, ist der Blaue Engel immer sinnvoll. Deshalb haben wir auch gerade die Zertifizierung durchlaufen und warten nur noch auf die Freigabe. Aber beim Blauen Engel und bei allen Zertifikaten kommt es eben darauf an, sie zu hinterfragen. Wofür sind die? Was bringen die? Trifft dies auf mein Produkt überhaupt zu?

Wir sind z.B. FSC-zertifiziert. FSC steht für nachhaltige Waldbewirtschaftung. Dass wir FSC-zertifiziert sind, heißt, wenn Sie ein Produkt drucken wollen, das nicht nur FSC-Papier verwendet, sondern auch das FSC-Logo trägt, dann dürfen sie das bei uns drucken, weil wir in jährlichen Audits nachweisen, dass wir an jedem Punkt in der Prozesskette ganz klar sagen können, das Papier, das wir hier gerade vor uns haben, vor dem Druck, beim Druck, nach dem Druck, in der Weiterverarbeitung, im Versand – wir können jederzeit sagen, das eine ist ein FSC-Papier und das andere nicht.

Wenn Sie aber gar kein FSC-Papier für ihr Druckprodukt verwenden, nutzt ihnen unser Siegel nichts. Es sagt nicht aus, dass wir nachhaltiger produzieren – oder dass wir nur FSC-Papier verwenden. Also bei allen Zertifikaten immer genau hingucken und nachfragen.

Genauso ist es beim Klimaneutralen Drucken bzw. bei der CO₂-Kompensation. Also den Ausgleich von CO₂-Emmissionen durch den Kauf irgendwelcher Zertifikate.

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Da scheiden sich ja die Geister. Die einen sagen, muss man unbedingt machen. Die anderen sagen, das ist Ablasshandel und bringt der Umwelt gar nichts und die dritten sagen (oder denken) ist mir völlig wurscht, ich brauche irgendein Zertifikat in meiner Drucksache, damit das besser aussieht.

Über die sind wir jetzt alle ganz empört: Wie man so etwas denken kann? Aber seien wir mal ehrlich: Interessieren wir uns wirklich für Nachhaltigkeit, weil wir glauben, unser Planet stehe am Abgrund und wir müssen etwas ändern. Oder geben wir einfach einem diffusen gesellschaftlichen Druck nach, weil wir glauben, das gehört heute dazu?

Sie finden heute keine Druckerei mehr, überhaupt kein Unternehmen, das sagt: „Nachhaltigkeit ist unwichtig und da machen wir nicht mit“. Das geht heute nicht mehr. Aber deshalb steht ein Unternehmen ja noch nicht voll dahinter.

Wir sind für uns zu dem Schluss gekommen, ja wir wollen und wir müssen unbedingt was tun, soviel wie möglich. Aber es muss natürlich auch finanzierbar sein. Nicht alles, was wünschenswert wäre, geht auch.

Weil wir nachhaltiges Produzieren aber wirklich wichtig finden, sind wir nicht nur hausintern, sondern auch im Außen ein bisschen missionarisch unterwegs. Und erzieherisch.

Wir übernehmen z.B. für unsere Kunden nicht ihren CO₂-Ausgleich für klimaneutrales Drucken. Aus Prinzip nicht. Wir könnten ja sagen, für alles, was bei uns gedruckt wird, kaufen wir Zertifikate und legen die Kosten auf den Verkaufspreis drauf. Das macht das jeweilige Produkt 1-2 % teurer. Mehr ist es nicht. Tun wir aber nicht. Wir wollen, dass unsere Kunden selbst Verantwortung für ihre Produkte übernehmen. Und auch die 1-2 %.

Wir stellen aber jedes Jahr fest, dass nur ein verschwindend kleiner Teil unserer Aufträge „klimaneutral“ gestellt wird. Vielleicht, weil wir den Sinn noch nicht gut genug rübergebracht haben. Und wenn Sie mich fragen, ob das sinnvoll ist, dann bekommen ein ganz klares: „kommt drauf an“. Denn beim Thema CO₂-Kompensation geht ja nicht nur die Frage von „Zertifikate kaufen“ oder nicht. Vielmehr geht es um einen Prozess. Bestehend aus drei Schritten: Vermeiden, Verringern, Ausgleichen.

Wenn ich genauso weiterproduziere, wie seit 100 Jahren, fleißig Kohlendioxid raushaue, als wäre es völlig wurscht – und dann hinterher sage, und dafür kaufe ich jetzt ein paar Alibi-Zertifikate. –Dann ist das sicherlich nicht sinnvoll. So jemand hat den Prozess nicht verstanden. Das Geld können Sie sich sparen.

Wenn ihr Dienstleister das Thema ernst nimmt, weiß er, es geht um Vermeiden, Verringern, Ausgleichen. Da kann man auch mal nachfragen, was er denn da so macht.

Der erste Schritt CO₂-Emissionen zu vermeiden, bedeutet bestimmte Dinge einfach gar nicht mehr zu tun. Zum Beispiel – bei Drucksachen – Auflagen reduzieren. Nur das produzieren, was ich wirklich brauche. – Das heißt nicht, gedruckte Auflage durch digitale Verbreitung ersetzen. Das ist nicht vermeiden, das ist Verlagern von einem Kanal in einen anderen. Oder, wenn Sie mich fragen, Verschlimmbessern.

Vermeiden heißt auch, als Druckerei meine Prozesse im Griff zu haben, dass ich nichts doppelt produzieren muss. Als Druckerei vielleicht Chemie zu vermeiden, indem ich auf eine prozesslose Druckplatte umstelle, die keine Entwicklerchemie mehr braucht. Heißt auch die Folienkaschierung -so praktisch sie ist – vielleicht doch wegzulassen? Also Schritt 1 ist immer CO₂-Emissionen, wo es geht zu vermeiden.

Was man nicht vermeiden kann, verringern. Zum Beispiel die Zahl der Einrichtebögen an den Druckmaschinen reduzieren. Eine große Druckmaschine braucht eine Anlaufphase in der Einrichtebögen als Makulatur durchlaufen. Das lässt sich nicht vermeiden, aber verringern. So eine Maschine hat vor 15 Jahren locker 800 oder 1.000 Druckbogen rausgehauen, bis das Druckbild so aussah, wie es aussehen sollte. Die gingen sofort ins Altpapier – Makulatur. Heute braucht so eine Maschine, je nach Auftrag, Papier und Farbigkeit zwischen 150 und 250 Bogen zum Einrichten. Das ist immer noch viel, aber deutlich weniger als früher.

Solche Prozesse, wie das Verringern von Makulatur, verringern den CO₂-Fußabdruck. Und daran kann man als Druckerei arbeiten – durch moderne Maschinen, durch Schulung, dadurch, dass ich diese Zahlen regelmäßig erfasse, sie auswerte, kontrolliere und mit den Mitarbeitenden thematisiere.

Dasselbe gilt für Stromverbräuche reduzieren, z.B. durch ein vernünftiges Energiemanagement an den Druckmaschinen. Druckmaschinen können unterschiedliche Stati haben, wenn Sie nicht laufen, wie ein Auto an der roten Ampel. Aus, Standby, Leerlauf. Bei welcher Stillstandszeit wähle ich welchen Status? Das kann man schulen.

Stromverbrauch reduzieren durch eine komplette LED-Beleuchtung. In unserer Halle waren vorher in den Lichtbändern 180 Neonröhren. 1. waren davon ständig irgendwelche kaputt – das heißt ständig neue Neonröhren kaufen und montieren. Verbraucht Rohstoffe und Arbeitszeit und 2. verbrauchten die Neonröhren viel mehr Energie als die LEDs – bei schlechterer Leistung.

Alternative Energiequellen vermindern die CO₂-Emissionen. Zum Beispiel unsere Photovoltaikanlage auf dem Hallendach. – Das sind Beiträge, die notwenigen Emissionen, die sich nicht vermeiden lassen, zu verringern. 100% Ökostrom ist eine feine Sache. Haben wir gerade nicht, – leider – weil wir mitten in der Energiekrise einen neuen, langlaufenden Stromvertrag abschließen mussten. – Und das ging damals mit Ökostrom nicht zu bezahlbaren Preisen. Ökostrom ist aber unser nächstes Projekt, sobald unser derzeitiger Vertrag ausläuft.

Erst Vermeiden, dann Verringern – Und dann erst, was dann noch an CO₂-Emmissionen anfällt, Ausgleichen, indem ich irgendwo ein Waldprojekt fördere, oder ein Wasserkraftwerk oder etwas anderes. Also Projekte unterstütze, die sonst, ohne diese finanzielle Unterstützung nicht oder nicht so nachhaltig realisiert worden wären. Dann wäre es vielleicht kein Wasserkraftwerk geworden, sondern ein Kohlekraftwerk. – Das finden wir schon sinnvoll, auch wenn es in Venezuela passiert und nicht in Norddeutschland.

Fassen wir mal zusammen:

Wenn Sie ein möglichst nachhaltiges Druckprodukt wollen, sollten Sie möglichst auf folgende Punkte achten:

Noch mal die 6 Punkte in Kurzform:

Und wenn Sie sich für unsere Nachhaltigkeitsstrategie interessieren, lesen Sie alles darüber in unserem Nachhaltigkeitsbericht nach:

Unser Nachhaltigkeitsbericht 2023 +2024 ist da!

Digital oder gedruckt – Sie haben die Wahl!
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